Konfirmationspredigt am 26.04.2015

Ansprache zur Konfirmation „Saure Trauben oder süße Rosinen“: Gnade sei mit euch von Gott, unserem Vater und unserem Herrn und Bruder Jesus Christus! Amen.

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden!


Gleich werdet Ihr hier vor dem Altar stehen und versprechen, Gott eine Chance in eurem Leben zu geben, zulassen, dass Ihr Gott als Euren Lebensbegleiter versteht. Ich weiß nicht, wie lange Ihr dieses Versprechen halten werdet. Ich weiß auch nicht, ob Ihr wirklich die Erfahrung macht, dass Gott Euch durch das Leben begleitet oder ob Ihr Eure Erfolge nur Euch selber zuschreiben – und vielleicht die Misserfolge Gott anlasten werdet. Denn weder Ihr noch ich wissen, wie die hoffentlich 70 oder 80 Jahre Eures Lebens, die noch vor euch liegen, verlaufen werden.


Was ich weiß: Es wird nicht immer einfach sein, niemanden, und sei er noch so reich, schön, klug, gesund oder vielleicht auch gläubig, bleiben Schicksalsschläge erspart. Für jeden und jede ist das Leben auch mal sehr hart. Das ist einfach 50 jährige Lebenserfahrung. Und ich weiß auch, dass man dann auch an Gott verzweifeln, den Glauben verlieren kann. Was ich noch weiß: Gott ist da, gerade dann, wenn man ihn vielleicht am wenigsten spürt. Das ist meine Glaubenserfahrung – allerdings keine so lange.


Gott ist da – das sagt auch der Predigttext für den heutigen Sonntag. Wir haben ihn eben gehört, und vielleicht klang er für Euch ein bisschen geschwollen und unverständlich. So sind sie manchmal – die Bibeltexte, besonders beim Evangelisten Johannes. Gott wird als der Weinbauer vorgestellt. Leider kennen wir hier im Ruhrgebiet vom Weinanbau zu wenig und so ist uns manches nicht sofort geläufig. Gott ist also der Weinbauer, der seine Arbeit in den Weinberg steckt. Dazu gehört, dass Weinreben beschnitten werden. Wilde Triebe werden abgetrennt, damit sie den Reben, an denen die Trauben, also die Früchte, wachsen sollen, nicht den Saft nehmen. Jesus, Gottes Sohn, ist der Weinstock, an dem die Reben wachsen. Ohne Weinstock keine Reben – das leuchtet ein. Denn die Reben brauchen Wurzeln und einen Stamm, zu ihrer Versorgung. Und so selbstverständlich wie ein Weinberg von einem Weinbauern gepflegt und bearbeitet werden muss, so selbstverständlich kümmert sich Gott um seine Menschen. Und so selbstverständlich wie Reben und Trauben nicht einfach in der Luft wachsen, sondern an einem Weinstock, so war und so will Jesus Christus für Euch, für uns alle da sein und uns Kraft und Mut zum Leben schenken, eben so wie ein Weinstock die Reben mit Wasser und Nährstoffen versorgt. Das ist für mich die Grundaussage des Textes. Gott bietet uns an, mit uns durch dieses Leben zu gehen und uns immer wieder Kraft, Mut und Hoffnung zu geben, wenn wir uns vielleicht wie eine dürre Rebe fühlen. Ein schönes Bild – der Weinstock, auch wenn es uns in dieser Gegend nicht so vertraut ist.


Was mir noch gefällt am Weinstock: Ich esse gerne Trauben. Schon immer habe ich sie gemocht. Ich mag ihr Farbe- ob nun grün oder rot. Ich nasche sie gerne mal zwischendurch, weil sie klein genug sind, um sie einfach in den Mund zu stecken; sie sind nicht so üppig wie z.B. ein ganzer Apfel. Außerdem mag ich ihre Süße und Saftigkeit, wenn sie im Mund zerplatzen beim ersten Biss. Und Trauben erinnern mich immer an Sonne und Sommer, auch wenn man sie inzwischen das ganze Jahr kaufen kann.


Und dann macht man aus Trauben Wein. Roten, weißen oder rosé, süßen oder eher trockenen. Für jeden Geschmack und jede Gelegenheit; ich trinke gerne mal ein Glas entweder zu einem festlichen Essen – vielleicht wird es ihn ja gleich bei eurem Festmahl zur Konfirmation geben. Oder auch bei einem geselligen Abend mit Freunden. Ein Glas Wein hat etwas mit gutem Leben, Freundschaft und Geselligkeit zu tun. So wie Jesus ja auch mit seinen Freunden Wein getrunken hat. Und man kann natürlich auch Traubensaft daraus machen, der schmeckt auch sehr gut und hat den Vorteil, keinen Alkohol zu enthalten. Auch den mag ich.

Und es gibt noch den sogenannten Eiswein. Da lässt der Weingärtner die Trauben so lange am Weinstock bis sie den ersten Frost abbekommen. Die Trauben sehen danach nicht mehr schön aus, aber der Wein aus ihnen ist sensationell – ganz süß, fast wie Likör. Und auch ziemlich teuer, weil sehr selten.


Und dann sind da noch die Rosinen. Ich weiß, es gibt Menschen, die sie nicht mögen, besonders weil sie so komisch aussehen – wie getrocknete Fliegen hat mir mal jemand gesagt. Ich mag Rosinen, habe immer welche im Haus zum Kuchenbacken und nasche sie auch mal zwischendurch, etwa, wenn die Schokolade mal wieder aus ist. Und ich finde, dass Apfelkuchen erst richtig lecker mit Rosinen wird. Oder auch Reis mit Rosinen zum Curry wunderbar schmeckt.


Weintrauben, Wein, Rosinen – das alles bringt so ein Weinstock hervor. Ganz unterschiedlich ist das Ergebnis seiner Früchte und doch ist alles ganz wunderbar. Und genauso ist es mit dem Christsein: Es gibt nicht den einen Christen – und nur wenn ihr genau so seid, dann seid ihr richtig. Es gibt viele Formen – und das ist das tolle an unserem Glauben! Wir dürfen unser „zu Christus gehören“ auf viele verschiedene Arten leben und viele unterschiedliche Früchte hervorbringen. Manche von euch werden das vielleicht frisch und spritzig tun wie Weintrauben. Andere erst nach vielen Jahren wie guter gereifter Wein und wieder andere, bei denen man denkt, das wird nichts mehr, werden sich als süße Rosinen entpuppen. Aber egal, welche Form ihr wählt, der Weinstock, Jesus Christus, will euch alle tragen und versorgen. Und wenn ihr vom Weinstock fallt – was dann? Im Weinberg gibt es auch genug Tiere, die herunterfallende Trauben mögen und manche berauschen sich sogar an vergorenen heruntergefallenen Trauben. So habe ich immer die Hoffnung, dass jeder und jede, die einmal Ja zu Gott gesagt hat, nicht verloren geht, egal welchen Weg sie einschlägt und zu welchem Leben sie oder er sich entscheidet. Mit Gott als Weingärtner an eurer Seite wird er das Seine für Euch tun.


Und der Friede Gottes, der höher ist als all unser Verstehen und Begreifen, sei mit uns allen. Amen

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