Gemeindebrief Oktober/November 2017

Gemeindebrief für: Oktober/November 2017

Einfach Frei!

Liebe Gemeindeglieder!

„Einfach frei!“ – unter diesem Motto begehen wir in Westfalen dieses Jubiläumsjahr 2017 – 500 Jahre Reformation!

Für die Einen wird das Wichtigste an diesem Jubiläum sein, dass sie da endlich mal wieder frei haben am 31. Oktober. Ja, an diesem Tag gedenken wir Jahr für Jahr daran, dass im Jahr 1517 der Pfarrer und Theologieprofessor Martin Luther 95 Disputationsthesen an das Portal der Schlosskirche in Wittenberg angenagelt hat.

Er wollte damit eine Diskussion mit anderen Gelehrten - vor allem aus der Kirche – über Sünde, Schuld vor Gott und der damals üblichen Ablasspraxis, also der Möglichkeit, sich von der eigenen Schuld vor Gott freikaufen zu können, herbeiführen.

Und dieser Thesenanschlag gilt für unsere Kirche als das Anfangsdatum für das, was später die Reformation genannt werden sollte. Denn es wurde nicht nur eine Disputation daraus, sondern schließlich – in einem längeren und sehr dramatischen Prozess – eine neue, zweite Kirche neben der zu der Zeit noch einzigen katholischen Kirche im westlichen Teil Europas.

Ja, und so war dieser Gedenktag auch lange ein freier Tag, ein arbeitsfreier Feiertag, um mit Gottesdiensten und anderem dieses Datum in Bewusstsein der Menschen zu halten. Doch wie andere kirchliche Feiertage auch, wurde der Reformations-Feiertag für andere Zwecke, z.B. der Finanzierung der Pflegeversicherung aufgegeben.

In diesem Jahr werden wir also nun bundesweit am Reformationstag endlich wieder mal frei haben.

Martin Luther ging es aber wahrhaftig nicht um einen arbeitsfreien Tag, also nicht ums frei haben, sondern: frei sein oder besser: befreit sein zu einem Leben in Verantwortung und Anteilnahme – darin sah er den Kern der biblischen Botschaft, denn:


Zur Freiheit hat Christus uns befreit!

Galater 5, 1


Dass frei sein zu einem menschenwürdigen Leben ganz unbedingt hinzu gehört, ist leider immer noch nicht für alle Menschen in gleicher Weise selbstverständlich. Umso wichtiger scheint es mir zu sein, diese große Glaubens- und Lebenserkenntnis von vor ca. 500 Jahren heute immer noch und wieder ins Leben zurück zu holen – und sie gegen all die einschnürenden und lebensfeindlichen Lehren zu setzen.

Herzlichst, Ihr Horst Prenzel

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