Predigt zum Ewigkeitssonntag am 22. November 2020

Predigt: Friederike Scholz-Druba, Pfarrerin

Gottesdienst mit Gedenken der Verstorbenen

22.11.2020

„ Zünde eine Kerze an!“



Predigt


Liebe Gemeinde!

Der Tod hat uns alle getroffen. Betroffen vom Tod spürten wir in diesem Jahr Trauer und Leid.

Kinder, die um ihre Eltern trauern,

eine Frau um ihren Mann,

ein Mann um seine Frau.

Eine Mutter um ihren Sohn,

ein Vater um seine Tochter.

Der Schmerz war oft so groß. Denn die Liebe war so groß. Manche waren voller Tränen, manche wie erstarrt. Viele konnten nachts nicht schlafen und viele mochten nichts essen. Manche versuchten zu fliehen. Manche waren voller Wut. So viel Trauer.

Wie findet man da die Kraft standzuhalten?

Liebe Gemeinde!

Zünde eine Kerze an.....

Als im Frühjar die Kirchen und das gesellschaftliche Leben stillstand in der Pandemie, haben viele von uns Abends eine Kerze angezündet und ins Fenster gestellt.

Zeichen der Zusammengehörigkeit in dieser plötzlich so bedrohten Welt.

Zeichen des Lichtes in der Dunkelheit.

Oft ein kleines Licht- nur ein kleines Zeichen des Vertrauens, dass es weitergeht und wir bewahrt werden.

Zünde eine Kerze an...Wie wird es für sie weitergehen? Wie werden unsere verstorbene bewahrt sein in Gottes anderer Welt?..

In diesen vergangenen Monaten mussten Sie Abschied nehmen.Abschied nehmen –manchmal, sogar ohne Abschied nehmen zu können.. Manche Krankenhäuser hatten die Türen geschlossen... Zum Schutz der Kranken, aber für Sterbende und ihre Familien dramatisch...

Abschied nehmen, auf dem Friedhof, nur im engsten Kreis, ohne freunde, ohne Nachbarn...

Abschied nehmen heute hier in der Kirche, mit einer kleinen Gemeinde..die Kerzen werden vorne entzündet, und heute nur dort.....in ungewohnte Form, mit Abstand und Distanz.

Das war schwer. Das ist schwer

Woher kam zum Abschied in diesem Jahr und heute die Kraft zum Glauben?

Woher kommt die Kraft zur Hoffnung?

In dem zu Ende gehenden Kirchenjahr habe ich dieses Gottvertrauen zunehmend nicht mehr gespürt... je länger die Pandemie andauert, desto weniger die Kraft, desto geringer die Hoffnung.

Da ist oft der einzige Wunsch für den Verstorbenen: ewige Ruhe mögest du haben. Erlösung oft nach Krankheit und Schmerz und Unglück.

Wo ist unser Gottvertrauen? Mit gestorben? Mit beerdigt?

Liebe Gemeinde!

Trauer kann so viele verschiedene Gesichter haben.

Da gibt es nicht gut, nicht schlecht.

Da ist nur immer zu spüren Trauer kostet soviel Kraft.

Da ist manchmal die eine Seite der Trauer: Wir wissen, dass es gut so ist. Ruhe für den Verstorbenen. Wir sagen oft: Er ist erlöst. Sie hat es besser jetzt. Aber das ist nur die eine Seite.

Die andere Seite ist, dass in uns alles durcheinander ist. Dass das Leben der Hinterbliebenen nicht mehr so ist wie vorher. Ein tiefes Loch, ein dunkler Abgrund. Die Dunkelheit, den Schmerz, die Unruhe, das Suchen, das Gefühl:

er kommt jeden Moment wieder, er ist gar nicht gestorben,

sie ist nur für einen Moment gegangen, kommt gleich von einer Reise wieder.

Von Kraft und Hoffnung ist da nichts zu spüren..

„Jeder Tod ist für den, der damit leben muss, wie ein Erdbeben, ein Zusammenbruch bestehender Lebensvorstellungen“, schreibt der Trauerbegleiter Fritz Roth. „Der Tod bricht in die alltägliche Welt ein. Der Trauernde muss seinen Weg durch ein Trümmerfeld finden. Und wenn er versucht, die Bruchstücke zu sortieren, entdeckt er die Spuren, die von der Lebensbahn des Verstorbenen zurückgeblieben sind.“

Den Weg durch das Trümmerfeld gehen, die Bruchstücke sortieren, sich erinnern, die Sehnsucht spüren, immer wieder.

Den Tod zulassen, annehmen, akzeptieren, dass der, den ich geliebt habe, gegangen ist.

Sehen, wer mir geblieben ist, wer neben mir geht, ich bin nicht allein.

Liebe Gemeinde!

Was kann da Hoffnung geben?

Wie finde ich neu die Kraft, der Trauer zu begegnen und sie zu überstehen?

Wie kann ich weiter an Gott glauben?

Wir als Gemeinde dürfen, uns gerade in solchen schweren Momenten an die Glaubensworte der Bibel erinnern.

Diesen Halt, diese Grundlage kann uns keine andere Macht nehmen.

Wenn wir eine Kerze anzünden: ganz einfach: ganz klein, ganz elementar, dann dürfen wir an ein jesuwort denken:

„ ich bin das Licht der Welt und wer mir nachfolgt, wird nicht wandeln in der Finsernis, sondern wird das Licht des Lebens haben!“

Ein Wort, das Anfang und Ende verbindet und in eine neue Hoffnugn weist.

Bei jeder Taufe hören wir dies Wort und entzünden an der osterkerze die Taufkerze.

Aber auch am Ende des lebens gilt die Zusage: Du wirst ncih wandeln in der Finsernis, sondern wirst das Licht des Lebens haben.“

Worte, die kaum zu fassen nicht, geschweige denn zu begreifen.

Gott sagt: ich will deine Sehnsucht stillen. Ich will dir ein Neues geben. Weißt du eigentlich, wonach du dich sehnst, weißt du eigentlich, was du brauchst, weißt du eigentlich, was dir fehlt,

Wie früher wird es nicht mehr sein. Anders. Ein Stück der Trauer, des Schmerzes, der Sehnsucht nach dem Verstorbenen wird bleiben.

Doch während du sortierst, während du die Bruchstücke deines bisherigen Lebens sortierst, wirst du auch merken, was wichtig war, was groß war und was schön, und was du davon in deinem Herzen und in deinem künftigen Leben bewahren willst.

Was Nähe schenkt

Was neue Kraft gibt?

Es ist vielleicht die Erinnerung an gemeinsame Gespräche,

Es ist vielleicht die Erinnerung an einen gemeinsamen Tanz, ein Lied, ein Blick.

Tief in deinem Herzen wird das bleiben. Wird dich wärmen. Du wirst es suchen bei anderen Menschen und in anderen Situationen.

„ ich bin das Licht der Welt und wer mir nachfolgt, wird nicht wandeln in der Finsernis, sondern wird das Licht des Lebens haben!“

Gott gibt dir die Kraft, den den du geliebt hast, zu lassen, ihn loszulassen, gehen zu lassen, in Gottes ewiges Licht.

Gott schenkt dir andere Menschen, die dich begleiten und ermutigen auf deinem Weg durch die Trauer.

Gott gibt dir die erinnerung und die Zukunft, dass du begreifen kannst, was du erlebst, dass du siehst, was du verloren hast, aber dass du auch siehst, wie reich dein Leben auch nach diesem Verlust ist.

Gott schenkt dir den Glauben,dass nach jeder Sterben auch aus der größten Tiefe die Auferstehung folgt.

Soviel Kraft und soviel Hoffnung will uns Gott schenken, dass wireinmal aus tiefstem Herzen sagen können“ „ Du bist das Licht der Welt und ich werde nicht wandeln in der Finsernis, sondern werde das Licht des Lebens haben!“

Wenn wir gleich die Namen unserer Verstorbenen hören, dürfen wir trauern..

Aber wir dürfen uns, dem Halt, dem grund unseres lebens, unseres Glaubens neu anvertrauen.

Zünde eine kerze an

Heute und an jedem Tag unseres Lebens.

Amen.

Und der friede....

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