Gemeindebrief für Dezember 2020/Januar 2021

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Licht durchbricht die Dunkelheit

Samstagmorgen, 07:00 Uhr. Durch die kalte Luft tönt Glockengeläut. Die Kirchentür fällt leicht quietschend ins Schloss. In der Kirche ist es still. Ich gehe tastend durch die dunkle Kirche und suche mir einen Platz in einer der Bankreihen. Die Bank knarrt. Raschelnd suche ich in meiner Manteltasche nach der kleinen Kerze und stelle sie vorsichtig vor mich hin. Noch ist es um mich herum dunkel.

Da ist so viel Dunkel im Leben von uns Menschen und auch in mir. Die letzten Wochen waren schwer - kaum Kontakte, das Gemeindehaus geschlossen. Trauernde Menschen suchten die Gräber ihrer Verstorbenen auf, allein und mit Abstand zu anderen. Die Nächte vieler waren schlaflos aus Sorgen und geprägt von Zukunftsängsten. Und in mancher Nacht starben Patienten, trotz aller Hilfe von Pfleger*innen und Ärzt*innen.

Möge Gott doch in all diese Dunkelheiten von uns hineinkommen; so bete ich in meiner Bank. Das Volk, das im Finstern wandelt, schaut ein großes Licht; über den, die im Dunkeln sind, erstrahlt ein Licht. Diese alten Worte des Propheten Jesaia werden plötzlich zu meinen Worten, zu meinen Bitten.

An diesem Morgen kann ich mich berühren lassen vom Dunkel der anderen, fühle mich verbunden in der Einsamkeit und Angst.

Morgen ist der 1. Advent. Wie soll und kann ich fröhlich sein in diesen dunklen Tagen?

Im Dunkel der Kirche strahlt noch kein helles Licht auf - und auch nicht in meinem Leben. Aber mein Blick fällt auf die Kerze vor mir.

Ich entzünde ihr Licht. Es ist ein kleines Kerzenlicht. Nur wenig erhellt der Schein die große Kirche. Ich schaue auf die Flamme.

Diese kleine Kerzenflamme wird zu einem Lichtpunkt im Dunkel. Meine Augen suchen sie, sie wärmt ein bisschen an diesem dunklen Morgen. Sie kann die Dunkelheit noch nicht vertreiben und doch erzählt sie von der Hoffnung gegen alle Hoffnungslosigkeit. Sie erzählt davon, dass es Licht gibt, das in unsere, in meine Dunkelheiten hineinkommt.

Morgen ist der 1. Advent. Da entzünden wir am Adventskranz zu Hause und auch in der Kirche die erste Kerze. Wird dieses Licht unser Leben heller werden lassen? Scheint dieses Licht bis in unsere Herzen hinein als Hoffnungslicht? Wie werden wir in diesem Jahr Advent und Weihnachten feiern?

So viele Fragen begleiten uns in diesen Wochen, so viele Unsicherheiten und Zweifel. Ich muss das Dunkel aushalten und trotzdem auf das Licht sehen, das die Dunkelheit durchbricht.

Nach einer Weile lösche ich die kleine Kerze. Die Dunkelheit umfängt mich nicht mehr. Der Tag ist angebrochen. Mit dem Licht und den adventlichen Worten des Propheten in meinem Herzen verlasse ich die Kirche und freue mich:
Morgen beginnt der Advent.

Eine gesegnete und gesunde Advents- und Weihnachtszeit wünsche ich Ihnen.

Pfarrerin Friederike Scholz-Druba

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