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Gemeindebrief August/September 2025

Gottes Hilfe habe ich erfahren bis zum heutigen Tag und stehe nun hier und bin sein Zeuge.
Apg. 26,22
Den Monatsspruch August legt die Apostelgeschichte dem Apostel Paulus in den Mund. Paulus, vom eifrigsten Verfolger der ersten Christen zum eifrigsten Missionar des Christentums übergelaufen, steht hier selbst vor Gericht. Ihm droht Gefängnis, wenn nicht sogar die Todesstrafe und so verteidigt er sich vor König Agrippa. Eine Situation also, in der er nicht gerade Gottes Hilfe erfahren hat - denn dann stände er ja nicht hier, sondern befände sich in Freiheit. Und trotzdem legt er ein flammendes Zeugnis seines Glaubens ab. Gottes Hilfe habe ich erfahren, ist seine Überzeugung, trotz aller Morddrohungen, aller Anschläge, die Paulus bisher auch erfahren hat.
Hilfe - das ist ja immer so eine Sache - die erkennt man meist nicht, wenn es geschieht, sondern nur im Rückblick und oft erst Jahre später.
Als vor zwölf Jahren mein Mann an einem Hirntumor erkrankte und nach der Operation nicht mehr der Mensch war, den ich kannte, habe ich viel gebetet. Ich habe mir gewünscht, dass Gott mir nicht den Mann und Vater meiner Tochter nimmt. Dass er vollständig gesund werde, habe ich nicht gehofft, aber am Leben sollte er bleiben. Meine Gebete wurden nicht erhört, der Krebs war stärker und ich wütend auf Gott, der mir seine Hilfe wohl verweigert hatte.
Aber dann waren da plötzlich Menschen, die mir beistanden - Menschen, die ich nicht zu meinen Freunden zählte. Menschen, die mir zuhörten oder mich und meine Tochter einluden, damit wir wieder am Leben teilnahmen. Menschen, für die ich nicht die bedauernswerte oder misstrauisch beäugte Witwe war, sondern einfach nur „Martina“.
Heute glaube ich, dass Gott mich diese Hilfe hat erfahren lassen. ER hat mir diese Menschen geschickt, zur Seite gestellt, damit ich durch diese schwere Zeit komme. ER hat mir Kraft gegeben, wenn sich Hindernisse in den Weg gestellt haben, und hat mir geholfen, ins Leben und zur Freude zurückzufinden. Schau ich noch weiter auf mein Leben zurück, finde ich andere Situationen, wo dies geschehen ist. Natürlich könnte ich auch sagen: Das alles habe ich geschafft, weil ich so stark und klug oder mutig bin. Und mir eigene Orden an die Brust hefte (was viele Menschen ja tun), aber auch da frage ich mich, woher ich immer die nötige Kraft genommen habe. Ich habe sie geschenkt bekommen - von Gott - immer rechtzeitig und so viel wie nötig.
Pfarrerin Martina Lembke-Schönfeld