Gemeindebrief für April/Mai 2022

Der neue Gemeindebrief liegt als Download bereit.










Ostern 2022


Wie werden wir Ostern feiern? Denn feiern dürfen wir ja dieses Jahr aller Wahrscheinlichkeit nach. Die Corona-Beschränkungen werden nach und nach gelockert, Gottesdienste und Treffen mit mehreren Menschen sind schon länger wieder möglich. In Restaurants gilt nun wieder 3G, sodass auch Ungeimpfte wieder Eintritt haben. Nicht alles, aber vieles ist möglich. Eigentlich ein Grund zur Freude.


Angesichts des Krieges in der Ukraine will bei mir jedoch keine richtige Freude aufkommen. Eigentlich genieße ich die Zeit um das Osterfest immer, denn es ist dann Frühling. Morgens ist es schon hell, wenn ich wach werde und ich habe nicht ab 17 Uhr das Gefühl, dass es langsam Schlafenszeit ist. Die Natur erwacht jeden Tag mehr zum Leben, alles sieht so frisch und neu aus, die ersten Blumen erfreuen das Herz. Da fällt es mir leicht an ein neues Leben zu glauben, Leben über den Tod hinaus. Ich habe immer gerne eingestimmt in das Halleluja - Gelobt sei Gott im Ostergottesdienst, denn dass die Dunkelheit dem Licht weicht, wird einem geradezu vor Augen geführt.


Dieses Jahr aber zweifle ich, ob die Dunkelheit, die ein russischer Kriegstreiber über unsere Welt gebracht hat, wirklich weichen kann.

Ja, auch die Kriege, die im Kosovo und im Irak stattfanden oder in Syrien stattfinden, fand und finde ich beängstigend, aber wenn eine Atommacht einen Krieg entfesselt, bekommt dieses Erschrecken eine andere Dimension. Wenn ein einzelner Mensch das fragile Machtgefüge der Welt und somit den Frieden derart aus den Angeln heben kann, wo finde ich dann Vertrauen gegen meine Angst?


Wachet und betet, sagt Jesus zu seinen Jüngern am Ölberg. Beten gegen die Angst und für den Frieden, darauf vertrauen, dass Gott uns nicht allein lässt. Wachen, damit wir die Nöte der Menschen sehen, die nun flüchten vor dem Krieg, und ihnen tatkräftig zur Seite stehen - was ja vielfach geschieht. Wachen aber auch, dass der Krieg keine Früchte trägt in unserer Gesellschaft; dass wir einander mit Freundlichkeit und Nächstenliebe begegnen. Corona, Naturkatastrophen, Krieg - das Leben mutet uns gerade viel zu. Doch es gibt auch eine große Solidarität und Hilfsbereitschaft unter den Menschen - der Wille, der Dunkelheit nicht die Herrschaft zu überlassen. Und da ist Gott mitten unter uns mit seiner Botschaft: Das Leben siegt! Deshalb feiert Ostern!

Pfarrerin Martina Lembke-Schönfeld

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