Konfirmationspredigt am 19.04.2015

„Bei Gott hast Du gewonnen!“ Gott schenke uns ein offenes Ohr für sein Wort und stärkende Worte für unser Leben!

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden! Liebe Gemeinde!


Ich muss Euch etwas gestehen:


Ich kann mich überhaupt nicht und kein kleines bisschen mehr daran erinnern, worüber mein Pastor damals bei meiner Konfirmation gepredigt hat.


Das liegt sicher nicht daran, dass er sich keine Mühe gegeben hätte: Er wollte uns damals bestimmt etwas Gutes auf den Weg geben,


Und trotzdem: alles weg.


Nein, nicht alles.


Ich weiß noch genau, welche Gäste kamen, was ich anhatte: die neuen, drückenden Lackschuhe sind mir noch immer in Erinnerung).


Ich weiß noch, über welche Geschenke ich mich besonders gefreut habe (ein kleines Kofferradio) und welche ich ziemlich bescheuert fand (umhäkelte Taschentücher und 20 Handtücher).


Ich weiß noch, wie stolz ich war, jetzt mehr zu den Erwachsenen zu gehören. Ja, und ich weiß noch genau, dass ich trotz aller Aufregung mein Konfirmationsbekenntnis sehr ernst genommen habe.


Na, ja, ist doch klar - du bist ja auch Pastorin, denkt ihr vielleicht. Nein, das ist es aber nicht.


Damals hat sich das für mich noch gar nicht abgezeichnet, dass ich eines Tages mal selbst aufgeregten Konfirmandinnen und Konfirmanden eine Predigt halte. Das hat sich erst später so ergeben.


Und trotzdem habe ich damals schon gespürt: Es ist eine wichtige Entscheidung, die ich treffe. Ich habe damals schon gedacht: Ich will Gutes Tun. Ich will die Welt verbessern.


Sicherlich hatte ich damals ganz andere Vorstellungen und Ideen als heute, trotzdem: diese Entscheidung hat sich für mich an vielen Punkten im Leben immer wieder erneuert.


Insofern hat mein Pastor seine Arbeit doch ganz gut gemacht, auch wenn ich von seiner Predigt nicht all zuviel behalten habe.


Ich hoffe natürlich, dass das bei Euch anders ist und das Ihr ein besseres Gedächtnis in diesen Dingen habt als ich.


Mit dem Gedächtnis ist das ja so eine Sache. Es gibt Dinge, die wissen wir ganz genau, aber wenn jemand uns drauf anspricht, sind sie auf einmal weg.


Manche Sachen meinen wir längst vergessen zu haben und dann, Jahre später, taucht plötzlich aus der Tiefe ein Wissen oder eine Erinnerung auf, die uns ganz wichtig wird.


Vielleicht geht Euch das mit dem ein oder anderen Thema, das wir im Konfi Unterricht besprochen haben, ja auch so.


Aber eins sage ich euch: Falls jemand von Euch mal bei Günter Jauch sitzt oder beim Pilawa beim Quizduell.... und nicht das Vater unser in der richtigen Reihenfolge weiß oder aufsagen kann, dem oder der steige ich Euch echt aufs Dach.


Vielleicht haben manche von Ihnen und Euch es vor einiger Zeit gesehen. Bei einer Folge des Millionenquiz mit Günter Jauch war die Einstiegsfrage auf die Bitten des Vaterunser bezogen. Von den Kandidaten und Kandidatinnen, die da saßen, wusste nicht einer die richtige Reihenfolge der Bitten im Vaterunser. Das hat mir schon zu denken gegeben.


Was meint Ihr? Hättet Ihr es geschafft, auf den begehrten Stuhl gegenüber von Günter Jauch zu kommen?

Nehmen wir mal für einen Moment an, Du hast das schon mal geschafft. Dann sitzt du da und Es geht los mit der 50 Euro-Frage:


"Wie hieß die Frau von Adam?"

War es

A Maria

B Verona

C Eva

D Angela?

Das ist ja einfach, trotz der Aufregung fällt dir die richtige Antwort ein: C Eva.


Langsam arbeitest du dich weiter, schnell bist du bei der 500,- Euro Frage angekommen:

Heißt es: Liebe deinen Nächsten

A wie Gott dich liebt.

B wie du Gott liebst

C wie deine Familie und Freunde

D wie dich selbst.

Auch einfach, oder?

Antwort D ist richtig:

Jesus hat mal gesagt: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.


Obwohl: Irgendwie hören alle Antworten sich richtig an. Vielleicht sind ja mehr als eine Antwort richtig. Aber nein, das geht nicht. Bei "Wer wird Millionär" kann es immer nur eine richtige Antwort geben. Im richtigen Leben ist das oft anders. An unterschiedlichen Abschnitten unseres Lebens sind unterschiedliche Menschen wichtig. Für viele von Euch ist das im Moment sicher der Freundeskreis. In ein paar Jahren ist es vielleicht der Partner oder die Partnerin, später dann die eigene Familie.


Wie immer Euer Lebensweg auch aussieht: wenn Ihr dabei nicht vergesst, dass jeder andere Mensch auch ein Nächster ist, also ein Mensch der Respekt verdient, dann seid Ihr auf einem guten Weg.


Puh, langsam werden die Fragen doch schwieriger. Was bedeutet die Konfirmation in der evangelischen Kirche?

Ist es

A die Schwelle zum Erwachsenenalter

B Ende des Konfirmandenunterrichtes

C Recht zur freien Entscheidung über die Länge des Discobesuches

D Bestätigung der Taufe

Mhh. Jetzt bist du doch etwas unsicher.


Du hast so eine Ahnung, aber sicher bist du dir nicht. Immerhin geht es um 32.000 Euro Da willst du nichts riskieren und setzt lieber deinen fifty-fifty Joker.

Was ist die Konfirmation? Es bleiben Antwort A die Schwelle zum Erwachsenenalter D Bestätigung der Taufe.

Wenn Du dich für Antwort D entscheidest, kannst du 32.000 Euro mit nach Hause nehmen.

Mit der Konfirmation bestätigt ihr, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, was die meisten von Euch bei Eurer Taufe noch nicht entscheiden konntet. Ihr sagt im Nachhinein "Ja" zu der Entscheidung Eurer Eltern und Paten. Ihr akzeptiert, dass Gott Euch in der Taufe als sein Kind angenommen hat. Und Ihr sagt damit auch ganz bewusst ja dazu, dass Ihr zur Gemeinschaft der Christinnen und Christen gehört.


Natürlich hat die Konfirmation auch etwas mit Erwachsenwerden zu tun. Wir trauen Euch zum Beispiel zu, dass Ihr jetzt selbst das Patenamt übernehmen könnt, wenn ein Kind getauft wird. Oder Ihr dürft demnächst mitwählen bei der Kirchenvorstandswahl. Zum Presbyterium.


Na gut, diese Schwelle wäre schon mal geschafft. Doch wie geht's weiter? Die 64.000 Euro - Frage schaffst Du locker.

Es wird nach der berühmtesten Rede Jesu gefragt.

Ist es A die Straßenpredigt

B die Wald- und Wiesenpredigt

C die Moralpredigt

D die Bergpredigt

Antwort D, die Bergpredigt, da bist du dir ganz sicher - und dir fällt ein, dass du ein Stück dieser berühmten Rede sogar gestern noch im Abendmahlsgottesdienst gehört hast: Die Seligpreisungen. Du weißt noch, dass Du Dich darüber gewundert hast, dass Jesus gerade den Armen, Traurigen und Verfolgten verspricht, dass sie glücklich werden sollen. Du warst damals skeptisch, hast aber auch gedacht, dass das eine wunderschöne Vorstellung ist und warst berührt von den Worten. Vielleicht lässt sich ein Stück dieser Vision ja auch in deinem Leben und durch deine Taten verwirklichen.


Unter dramatischer Musik - auch noch unterbrochen von einer Werbepause - kommen wir zur 125.000 Euro- Frage:

Welches Buch in der Bibel setzt sich mit der Frage auseinander, wieso Gott das Leiden in der Welt zulässt?

"Jetzt haben Sie mich" - sagst Du zu Günther Jauch.


Zum Glück hast du deinen besten Freund für den Telefonjoker benannt. Er hatte damals in seiner schweren Krankheit viel in der Bibel gelesen. Du hast dich oft gewundert, wie es kommt, daß er trotz seines schweren Schicksals soviel Mut hatte und er hat dir davon erzählt, wie der Glaube ihm geholfen hat, zu klagen und trotzdem nicht aufzugeben, sondern zu kämpfen. Er weiß sofort die richtige Antwort und sagt: Das Buch Hiob. Auch Günther Jauch ist beeindruckt. Eigentlich will er dir noch den Publikumsjoker aufschwatzen, aber du vertraust deinem Freund - und gewinnst.


Jetzt bloß nicht übermütig werden: Wie viele sind schon soweit gekommen und haben dann doch aus Leichtsinn wieder alles verloren. Die 250.000,- Euro-Frage schaffst Du ohne Probleme, Du weißt den Namen des Begründers der evangelischen Kirche: Martin Luther. Eine halbe Million. Soweit sind bis jetzt nur die wenigsten gekommen. Solltest Du tatsächlich der nächste werden, der die Million schafft.

Die Spannung im Studio steigt, das Publikum ist gebannt, Günther Jauch spannt dich auf die Folter. Jetzt endlich die Frage: Oje, etwas zu den 10 Geboten. Die haben wir ja vor den Osterferien lang und breit besprochen.


Aber so richtig hängengeblieben sind sie irgendwie nicht. Genüsslich stellt der Quizmaster die Frage:

Welches der 10 Gebote ist das wichtigste: Ist es

A Du sollst nicht töten

B Du sollst den Feiertag heiligen

C Du sollst nicht stehlen

D Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.

Du tendierst zu "A", du sollst nicht töten. Aber bei dieser großen Summe willst du doch lieber nichts riskieren. Schließlich hast du ja noch deinen Publikumsjoker. Und das Publikum entscheidet sich in großer Mehrheit für: Antwort A, du sollst nicht töten.

Und du, hörst du auf's Publikum, oder ziehst du jetzt doch lieber zurück? Nein, du bist dir sicher. Siegesgewiss antwortest du auch "Antwort A": Du sollst nicht töten.

Günther Jauch versucht noch, dich zu verunsichern, aber du gehst nicht darauf ein. ... Die richtige Antwort lautet (Schräger Ton auf der Trompete): 0h nein, dumm gelaufen.


Das Publikum hat sich geirrt! Und du auch!

Das wichtigste Gebot ist im Verständnis der Bibel das erste Gebot: "Du sollst keine anderen Götter haben neben mir", weil es alle anderen mit einschließt.


Wenn ich mich in meinem Leben an Gott halte, dann werde ich ihm die Ehre geben, und nicht irgendeinem falschen Lebensziel nachjagen. Dann werde ich mich nicht von der Gier nach Besitz, Anerkennung, Macht verleiten lassen und auch meine Nächsten respektieren, nicht bestehlen, nicht verleumden und natürlich erst recht nicht töten. Tja, dumm gelaufen.


Alles aus. Aus der Traum von der schnellen Million, zurückgefallen auf müde 16.00 Euro. Das war's dann wohl - oder doch nicht?


Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden. Bei Günther Jauch wärt ihr jetzt raus, aber in dem Spiel, um das es heute geht, in Eurem Lebensspiel zum Glück nicht.


Bei Gott fliegt man nämlich nicht raus, wenn man eine falsche Antwort gegeben hast. Solange du lebst, hast du immer wieder die Chance, die richtige Antwort zu finden. Und auch die falschen Antworten und Wege werden nicht vergebens sein, sondern dich klüger und reifer machen.


Bei Gott schafft jede und jeder, der das will, den Weg zur Millionenfrage: Wie kann mein Leben gelingen?

Und allein diese Frage zu stellen, heißt sie schon ein Stück weit richtig zu beantworten.. Die Orientierung ist Euch gesagt worden, auch im Konfirmandenunterricht:

Gott will, dass Ihr immer versucht, Ihr selbst zu sein, ohne dabei den Nächsten oder die Welt aus dem Blick zu verlieren.


Er will Euch helfen, ein gelingendes Leben zu leben, das mehr ist als nur materieller Besitz und äußerliche Anerkennung.


Er will Euch Mut machen, Leid und Scheitern nicht zu verdrängen, sondern zu bewältigen,

und will Euch anspornen, Euer Glück zu teilen.


Gelingendes Leben ist ein Leben, das seinen Ursprung und sein Ziel kennt - das ist nicht mit einer richtigen Antwort zu finden, das könnt ihr euch auch nicht mit einer falschen Antwort verderben. Solch ein Leben ist ein Weg mit Gott. Und darum wünsche ich Euch heute, dass Ihr alle zu wirklichen Lebensgewinnern werdet.


Das nehmt als Gewinn aus dem Gottesdienst heute mit. Freut Euch evtl. natürlich auch an dem Geld, dass ihr nachher geschenkt bekommt. 16.00€ werden es nicht werden, Aber behaltet das in Eurem Gedächtnis: Geld zählt nicht immer! Nur Die Liebe zählt. Das ist der höchste Gewinn.


Amen

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