Interreligiösen Spaziergang

  • Was uns verbindet: Das Gebet

    Katholiken, Protestanten und Muslime gemeinsam. Der „Interreligiöse Pilgerweg“, ein Spaziergang durch Brambauer, welchen die katholische- und evangelische Kirchengemeinde, das AWO-Quartiersmanagement sowie die Ulu Moschee am „Tag der Deutschen Einheit“ veranstalteten, brachte trotz mancher Glaubensunterschiede an den vier angesteuerten kirchlichen Stationen, auch Gemeinsamkeiten ans Tageslicht.

    „Uns geht es heute um die Gemeinschaft und nicht um das Trennende“, erklärte AWO-Quartiersmanager Thomas Brandt vor der Kapelle der Klinik am Park.

    Der evangelische Pfarrer und zuständige Krankenhausseelsorger Matthias Irmer bat um die Besichtigung des seit 2008 existierenden Ortes der Stille, für Personen aller Religionen.

    „Da ich sehr gläubig bin und jeden Sonntag in die Kirche gehe, ich werde sogar mit Glockenläuten geweckt, muss ich sagen, dass es wirklich schade ist, dass dort nur Teppiche und ein Koran liegen. Mit fehlt das Christliche“, merkte die aus Kasachstan stammende Protestantin Julia Töws kritisch an.

    Wenige Schritte weiter in der Martin-Luther-Kirche, vorangegangen war die Einladung mit Glockenläuten, dem Gebetsruf der Christen, stellte Pfarrerin Friederike Scholz-Druba die vier Christentraditionsgebete vor.

    „Das Lebensgespräch mit Gott, das Vater-Unser-Gebet, das Glaubensbekenntnis und die Für-Bitten gehören dazu. Jeden Tag sollten wir mit einem Gebet beginnen“, so die Geistliche. Zugleich gab sie zu bedenken, dass für viele Menschen das Gebet nicht mehr selbstverständlich sei. Manche können auch den Text nicht mehr. Handyklingen in der Kirche sei durchaus an der Tagesordnung. Fast schon ein Traditionsbruch vom Glauben.

    „Ich fand, das waren offene und ehrliche Worte der Pfarrerin. Das hat, so glaube ich, allen Pilgern gut gefallen. Zumindest wurde sich darüber, bis zur nächsten Station der Herz-Jesu-Kirche, ausgiebig unterhalten. Das waren Worte zum Nachdenken“, so das Zwischenfazit von Julia Töws.

    Angekommen im katholischen Gotteshaus, unterstrich Gemeindereferentin Jutta Evermann die Unterscheidungsmerkmale zwischen Protestanten und Katholiken.

    „Wir haben zwar auch das Glockenläuten. Aber von der Gebetshaltung, ich denke an das Knien während der Messe, der Aufbau des Altarraums und die Verehrung Mutter-Gottes, insbesondere als Fürsprecherin, unterscheiden wir uns von den Protestanten und Moslems“, so Jutta Evermann.

    Abseits des Protokolls fand Julia Töws nur lobende Worte für das katholische Gotteshaus an der Waltroper Straße.

    „Es ist alles aufgelockert, die Kirche hat einen schönen Raum und eine tolle Atmosphäre“, so die verheiratete Mutter an der vorletzten Pilgerstation.

    Abgeschlossen wurde der Pilgerweg mit einer Führung durch die Ulu Moschee Brambauer. Neben dem Austausch mit Imam Ömer Gülbay sowie der Teilnahme an einem Mittagsgebet gab es anschließend noch ausreichend Gelegenheit für einen Imbiss sowie einem intensiven Meinungsaustausch untereinander.


    Bericht und Fotos: Michael Blandowski